Presse: 27.06.2019 - Mönchguter Imkerei vermietet Bienenvölker

Ostseezeitung Artikel vom 27.06.2019

Mönchguter Imkerei vermietet Bienenvölker

Maud und Marco Baumgarten starten ein Pilotprojekt auf Rügen, um eine flächendeckende Bienenhaltung und ein Bestäubungsnetztwerk aufzubauen. Dafür sollen Firmen, Vereine oder Privatpersonen mit ins Boot geholt werden.

Gager

Bienen sind lebenswichtig für das Ökosystem. Fast 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen werden von der Honigbiene bestäubt. Doch den Bienen geht es nicht gut. Monokulturen, Pestizide, Schädlinge, Krankheiten und Imkermangel lassen die Völker dramatisch schrumpfen.

Maud (47) und Marco (49) Baumgarten wollen gegensteuern und mit vielen Unterstützern eine flächendeckende und nachhaltige Bienenhaltung auf der Insel aufbauen – und damit ein wachsendes Bestäubungsnetzwerk. Das Ehepaar, das seit zehn Jahren die Mönchguter Imkerei in Gager betreibt, hat ein Pilotprojekt auf Rügen gestartet mit dem Titel: „Helfen Sie den Bienen – Völker mieten mit Imker !“

Hoteleigener Honig

„Das Insekten- und besonders das Bienensterben ist in aller Munde. Immer wieder fragen Menschen bei uns nach, was man dagegen machen könnte und wie man helfen könnte“, sagt Marco Baumgarten. Bei dem Vermieter-Projekt gehe es primär um Selbsthilfe ohne schwerfällige und umständliche Bürokratie. Es sei ein Beispiel dafür, dass Menschen mit den selben Interessen sofort etwas ändern könnten.

Die Idee ist, dass Gemeinden, Hotels, Wirtschaftssponsoren oder andere Interessenverbände für einen oder mehrere Standorte zwei oder mehr Völker jahresweise mieten für eine monatliche Gebühr. Die Imkerei stellt die gewünschte Anzahl von Völkern und betreut sie. In der Erprobungsphase können vorerst Völker im Gebiet Mönchgut bis Bergen und Garz angemietet werden. Die Mieter können die Völker als reine Bestäuber halten und damit einen Beitrag leisten, der Bienenpopulation in Deutschland zu helfen. Sie können die Bienenvölker aber auch als Honiglieferanten nutzen. „In diesem Fall geht der Honigertrag mit in die Miete ein und der Mieter bekommt seinen eigenen Honig. Mit eigenem Etikett ist dies für Firmen, Hotels und andere Institutionen eine werbewirksame Geschenkidee“, ist Marco Baumgarten überzeugt.

Bienen mögen sonnige Plätze

Passende Aufstellungsorte für die Bienenvölker zu finden, sollte nicht schwer sein. Bienen mögen es sonnig und nicht so windig. Der Platz muss für den Imker mit dem Auto gut anfahrbar und möglichst sicher vor Frevel und Diebstahl sein. Ebenso darf niemand gefährdet oder belästigt werden. Ein ruhiger Randplatz auf einem gemeindeeigenen Wirtschaftshof, eine ungenutze Ecke auf einem Firmenhof oder ein brachliegendes Stück Gemeindeland wären denkbare Orte. Bienen befliegen einen Landradius zwischen zwei bis sechs Kilometern um ihre Beute.

Mit dem Projekt soll wieder eine stabile, dezentrale und flächendeckende Bienenhaltung aufgebaut werden. Dadurch werde eine ordentliche Bestäubung der lokalen Kulturpflanzen gewährleistet. „Langfristig wird darüber hinaus in der freien Natur eine wachsende Biodiversität entstehen. Und für die erwerbsorientierte Imkerei soll ein Weg zurück zu einer nachhaltigeren und natürlicheren Bienenhaltung gefunden werden“, so Marco Baumgarten.

Berufsimker stehen unter enormen Druck

Denn auch den Berufsimkern geht es nicht gut. „Sie stehen in Deutschland unter einem ungeheuren ökonomischen Druck“, weiß Marco Baumgarten. Sie müssen mit importiertem Billighonig konkurrieren und mit Hobbyimkern, die ihren Honig weit unter dem realen Herstellungspreis abgeben. Dadurch seien die Erwerbsimkereien gezwungen, eine große Anzahl an Völkern zu führen und aus diesen enorme Erträge herauszuwirtschaften. Beides gehe zu Lasten der Biene und führe zu den selben Nachteilen, wie bei jeder Massentierhaltung.

„Wir imkern heute bereits nur noch auf Verschleiß: 20 bis 40 Prozent der Bienenvölker sterben jährlich. Der Berufsimker zieht deshalb in der Regel mindestens 50 Prozent mehr Völker als er in der nächsten Saison führen will“, so Baumgarten. Mit diesem Überhang gleiche man einerseits die eigenen Winterverluste aus, und andererseits könne der Überhang im Frühjahr an Hobbyimker oder Kollegen verkauft werden. Die beiden Imker aus Gager bewirtschaften 120 Bienvölker verteilt auf der Insel. Ein immenser Aufwand, der 30 Fahrten pro Volk im Jahr bedeutet.

Insektenfreundliche Wiesen in Baabe

Um den immer kleiner werdenden Lebensräumen der Insekten entgegenzuwirken, ist das Ostseebad Baabe schon aktiv geworden. Im April wurden am Mönchgraben und in der Nähe des Hauptstrandzuganges zwischen Kurpark und Ladenzeile Blumenmischungen für insektenfreundliche Wiesen ausgesät, die inzwischen blühen. Die Pflanzen sollen den Insekten bis zum Oktober als Nahrungsquelle dienen.

Wer Bienvölker mieten und bei dem Projekt mitmachen möchte, kann sich direkt an die Mönchguter Imkerei in Gager wenden, Telefon 0163/6971626 oder kontakt@imkerei-baumgarten.de

Gerit Herold