Monatsbetrachtung: Juli-August 2022

Hallo an alle Bienenfreunde,

die Zeit der Honigernte neigt sich für dieses Jahr langsam dem Ende zu. Die letzten größeren Trachten sind im Juli noch Kornblume und Winterlinde. Danach werden die Honigräume abgenommen und geschleudert.

Gleichzeitig erfolgt die Völkervermehrung und die totale Brutentnahme in den Wirtschaftsvölkern.

Die letzte Honigernte im Jahr bedeutet, dass den Völkern ihre Wintervorräte (Honig) genommen werden und das ganze Volk wieder auf ein Brutmagazin zusammen rückt.

Dabei erfolgt eine totale Brutentnahme der alten Brutwaben zur Wabenhygiene, Rückstandsentfernung von Umweltgiften, sowie ein Milbenbekämpfung (70 % sitzt in der verdeckelten Brut) in den Wirtschaftsvölkern.

Die Wirtschaftsvölker erhalten dann als Ersatz neue Rähmchen mit Mittelwänden, die sie zu neuen sauberen Brutwaben ausbauen sollen und müssen.

Sofort nach der Honigernte bekommen die Wirtschaftsvölker 3 - 5 kg konzentriertes Winterfutter als ersten Ausgleich für den verlorenen Honig.

Nach dieser Maßnahme werden die Völker dann weiter mindestens einmal pro Woche mit verdünntem Winterfutter ( 5 – 8 Wochen lang) „gereizt“ und gleichzeitig mit „Bienenwohl“ gegen die Varroamilbe behandelt.

Diese Reizfütterung dient zum einem dem weiteren Selbsterhalt der Völker (die Natur liefert nur noch spärlich Nektar oft aber noch reichlich Pollen). Darüber hinaus soll sie eine Tracht (Futterüberschuss) simulieren, welche die Königin zu einer kräftigen Eiablage im Spätsommer anregt (viele Winterbienen).

Ebenso löst diese Reizung nochmals den Bautrieb in den Völkern an, damit neue nicht von außen kontaminierte Waben (Winterfutter enthält keine Umweltgifte) gebaut werden, was die Überlebenschancen der Bienen enorm erhöht.

Nach Ausbau der neuen Waben und dem langsamen Abflauen des Brutgeschehens ab Anfang September (Wintervorbereitung) lagern die Bienen dieses Futtergaben nach und nach als Winterreserve ein.

 

Für die Völkervermehrung gibt es sehr viele Möglichkeiten. In unserem Fall gehen wir folgenden Weg.

Kurz vor der Honigernte entnehmen wir 2 Brutwaben mit ansitzenden Bienen (aber ohne Altkönigin!) aus den Wirtschaftsvölkern, stecken diese in die neue Volkseinheit plus eine Futterwabe, 2 Rähmchen mit Mittelwänden und eine Futtertasche dazu. Diese Ableger oder Jungvölker kommen dann auf einen anderen Aufstellplatz, da die Bienen sonst am selben Aufstellungsplatz in das alte Volk zurückfliegen würden. Diese Ableger werden dann einen Tag in Ruhe gelassen, um eine neue Einheit zu bilden und sich am neuen Aufstellungsplatz einzufliegen.

Würde man diese Völker sich selbst überlassen, könnten sie sich eine neue Königin nachziehen.

Bis zu deren Schlupf, Brünstigkeit und Begattung würde das aber 4 – 5 Wochen dauern. Dann ist schon September und die Völker können nicht mehr genug Winterbienen aufziehen, um als starkes Volk in den Winter zu gehen. Ebenso kann der Schlupf oder die Begattung der Jungkönigin (Wetter) schief gehen, so das die Ableger verloren wären. Eine Auswahl auf wertvolle Verhaltenseigenschaften (Gebrauchseigenschaften – Honigertrag, Sanftmütigkeit, Fruchtbarkeit etc.) innerhalb des eigenen Völkerbestandes wäre ebenfalls so nicht möglich.

Deshalb ziehen wir schon Ende Mai die ersten Königinnenserien an, damit wir zum Zeitpunkt der Vermehrung bereits begattete und mehrere Wochen in Eiablage befindliche Weiseln haben.

Diese „Reifezeit“ der Jungköniginnen ist aus zwei Gründen wichtig. Zum einen kann man am mehrwöchigen Brutbild den Begattungserfolg der Königinnen besser einschätzen und die Weisel selbst wird in dieser Zeit ruhiger, selbstsicherer und produziert mehr Pheromone (Duftstoffe), was ihre spätere Annahme im neuen Volk deutlich verbessert.

Diese reifen und erfahrenen Weiseln kommen nun mit einem kleinen Trick in die neuen Ableger.

Gibt man eine Weisel ungeschützt in eine neue Volkseinheit, wird sie oft nicht akzeptiert und getötet. Wie schon früher angedeutet, lieben es die „wehrhaften Damen“ gelegentlich Kamikaze zu begehen. Das ist natürlich für den Bienenhalter inakzeptabel. Die Jungköniginnen wachsen bei uns in kleinen Volkseinheiten (Minisplus-Beuten) auf. Wenn diese Königinnen verwendet werden sollen, kommt die Königin mit zwei Miniwaben und ansitzenden Bienen hinter ein Trennbrett mit Durchgangsmöglichkeiten in die halbvolle Ablegerkiste. Diese wird mit starkem Rauch oder ätherischen Ölen „geruchsneutral“ gemacht, damit die Ablegerbienen die neue Königin nicht sofort über den Geruch finden und bekämpfen können. Erst nach und nach verliert sich die Geruchsirritation und der Pheromonduft der neuen Weisel verteilt sich langsam in der Ablegerkiste. Die Bienen aus der Begattungseinheit schützen darüber hinaus ihre Königin, die mit der Zeit langsam die ganze Kiste in Besitz nimmt. Nach 2 – 3 Wochen legt die Königin dann auf den großen Waben ihre Eier und übernimmt die Regentschaft für ihr neues Volk. Die Miniwaben kommen heraus und die Ableger werden mit Rähmchen aufgefüllt und wie oben beschrieben mit Futter gereizt und gegen die Varroa behandelt.

 

In den jetzt weisellosen Minibegattungseinheit ziehen wir neue Weiseln nach, die gegen Ende September für die Erneuerung der Königinnen in den Wirtschaftsvölkern ihre Verwendung finden werden.

Sind dann noch die Altköniginnen in den Wirtschaftsvölkern mit jungen Weiseln (Ende September / Anfang Oktober) ersetzt, sind alle Völker für das neue Bienenjahr bereit und müssen nur noch den Winter überleben.

 

Kleiner Exkurs: Dem einen oder anderen „sanftem Gemüt“ mag die Ersetzung der alten Königin durch eine neue junge Königin aus Leistungsgründen nicht so gut gefallen. Aber noch schlechter ergeht es den „Herren der Schöpfung“. Ihre einzige Aufgabe im Volk war ja sicherzustellen, dass die Jungköniginnen sich jederzeit mit ihnen Paaren konnten, um so neue Stockmütter werden zu können. Selbst dieser so naturnotwendige Vorgang kostet pro Jungweisel bis zu 14 „selbstlosen paarungswilligen Herren“ das Leben. Was will man da machen? Was muss, das muss!

Haben die Völker sich im Herbst auf den Winter vorbereitet und sind mit ihren Stockmüttern zufrieden, kommt es zur „Drohnenschlacht“. Alle jetzt nutzlos gewordenen Drohnen, werden von den Bienen als überflüssige Fresser vor dem Winter getötet. Innerhalb von 2 bis 3 Tagen häufen sich tote Drohnen vor den Fluglöchern zu kleinen Bergen auf. Kommt man live dazu, kann man schockiert zusehen wie mehrere Arbeiterinnen einen Drohn nach dem anderen töten. Da zupfen 4 oder 5 Arbeiterinnen an einem Drohn herum, es werden Beine ausgerissen, Flügel abgetrennt und Köpfe rollen. Eindrucksvolles Sinnbild natürlicher moralfreier Lebensorganistaion, dass einem hinsichtlich „staatenbildender Lebensweise“ zu Denken geben kann.

 

Bis zum nächsten Infoschreiben

Ihnen alles Gute und halten Sie tapfer bis zum Saisonende durch

(wird nicht so schlimm, Sie sind ja weder Königin noch Drohn !)